Es war einmal vor noch gar nicht allzu langer Zeit ein Bezahlfernsehsender namens Premiere. Wer ihn abonnierte, der konnte über jeden Receiver mit einem entsprechenden Kartensteckplatz Fernsehen ohne Werbeunterbrechung genießen. Die Smartcard konnte vom Kunden beliebig überall im Haushalt verwendet werden. Es war zudem uneingeschränkt möglich, Fernsehabende mit Familie oder Freunden zu veranstalten.
Zum Glück war niemand an die häufig arbeitnehmerunfreundlichen Sendezeiten von Filmen oder Sportveranstaltungen gebunden. Jeder Kunde konnte sein Lieblingsprogramm mit einem beliebigen Video- oder Festplattenrecorder aufnehmen lassen und später zu einem geeigneten Zeitpunkt ansehen.
Damals kosteten Sport- und Filmpaket jeweils 9,99 Euro, ein annehmbarer Preis für die gebotene Auswahl. Aber wie ich schon eingangs schrieb, es war einmal … Spätestens seit der Umbenennung von Premiere zu Sky Deutschland und dem ständig zunehmenden amerikanischem Einfluss hat die Firma stark abgebaut. Man merkt deutlich, dass im Gegensatz zu den Werbeversprechen (siehe unten) nur das Geld der Kunden, nicht aber deren Wünsche von Interesse sind. Von den oben dick hervorgehobenen Vorzügen ist nach 10 Jahren Sky nichts mehr geblieben.
Abzocke bei den Abonnementgebühren
Direkt nach der Übernahme im Juli 2009 ging die Gängelei schon los. Als erstes wurde die 2006 eingeführte kundenfreundliche, übersichtliche und günstige Paketstruktur (siehe Heise-Artikel in den Quellen) wieder abgeschafft. Dadurch war es mit der ausschließlichen Nutzung von Sport- oder Filminhalten vorbei. Der Kunde musste zähneknirschend das Standardgrundpaket namens Sky Welt zubuchen, das natürlich zusätzliche Kosten verursachte. Es enthielt eine Reihe von Doku- und Seriensendern, brachte aber gerade Sportinteressierten keinen wirklichen Mehrwert. Wer die Zusatzsender nicht nutzte, zahlte ab diesem Zeitpunkt den doppelten Preis für ein Sport- oder Filmabonnement.
Die Sky-Paketstruktur – Nichts ist so beständig wie die Veränderung
Die Abopakete sind bei Sky übrigens keine feste Größe. Sie wurden bis heute immer wieder geändert und neu zusammengestellt. Teilweise fielen bei diesen Umstrukturierungen wichtige Inhalte weg. Hier seien nur ein paar Beispiele angeführt:
- 2016 wurden die kompletten Pro7/Sat1-Spartensender aus dem Programm gestrichen.
- 2018 folgten die kompletten RTL-Spartensender diesem Schicksal.
- Bereits 2015 wurden Sky Box Sets aus Sky Go ausgelagert, um für Topserien doppelt abkassieren zu können.
- 2013/14 wurde nach und nach die ganze Wrestling-Sparte abgestoßen. Inzwischen gibt es wieder einige wenige Inhalte, die aber nicht mit der Auswahl aus Premiere-Zeiten mithalten können.
- 2018 gab es großen Ärger wegen des (zeitweiligen) Ausstiegs aus der Formel-1-Übertragung, für die vorher noch großartig Werbung gemacht wurde. Dieser führte sogar zu einem Gerichtsurteil (siehe hier), in dem Teile der Sky-AGBs für unwirksam erklärt wurden.
- Auch im Fußballsektor wurde ständig gestrichen: Premier League, Teile der Bundesliga, Champions League, Europa League. Wer das Fußball-Abo hat, muss wirklich starke Nerven besitzen.
Es kann nur teurer werden
Umstrukturierungen im Programm sind nichts Ungewöhnliches, der Verlust von Lizenzen auch nicht. Aber wenn wichtige Bestandteile des Abonnements wegfallen, sollte sich dies doch in sinkenden Gebühren bemerkbar machen. Nicht so bei Sky. 2016 besaß der Sender sogar die Dreistigkeit, kurz nach Entfernen der Pro7/Sat1-Inhalte eine erneute Preiserhöhung durchzudrücken. Der volle Preis für das ehemalige Filmpaket (heute Cinema+Entertainment) oder Sky Bundesliga beträgt (Stand 2019) knapp 50 Euro im Monat. Das ist das FÜNFFACHE des ursprünglichen Premiere-Preises.
Besondere Vorsicht ist übrigens geboten, wenn vermeintlich preiswerte Abo-Erweiterungen beworben werden (z. B. aktuell mit Netflix). Diese haben meist einen Vertragsneustart (und damit den Verlust aktueller Vergünstigungen) und evtl. neue Aktivierungskosten und andere Gebühren zur Folge. Hier lohnt ein Abwarten bis zum Ende der Vertragslaufzeit, denn das Modell von Sky ist auf Rückholangebote ausgelegt. Wer rechtzeitig kündigt und Geduld hat, kann evtl. einen Vertrag ergattern, der sogar besser als die Lockangebote für Neukunden ist.
Gängeleien bei der Empfangstechnik
Einschränkungen durch CI+
Schlimmer als mit der Paketstruktur bevormundet Sky seine Kunden mit der Empfangstechnik. Zunächst gab es immer neue Verschlüsselungen und dem geschuldet neue Sky-Karten. Diese ließen sich dann nur noch in CI+-Kartenslots verwenden. Hatte man noch einen älteren Receiver, war man als Kunde gezwungen aufzurüsten.
Die Möglichkeiten von CI+ wurden daraufhin ausgenutzt, um die Aufnahme von Sendungen zu verweigern, ein Rückschritt sondergleichen. Vorbei war es mit dem freien Fernsehen zu einer selbstgewählten Zeit. Futsch auch die Möglichkeit, lange Serien zunächst auf Festplatte zu sammeln und später langsam Folge für Folge zu genießen. Wer sich nicht den von Sky diktierten Sendezeiten unterwerfen wollte oder konnte, hatte auf einmal das Nachsehen.
Das 11. Gebot: Du sollst nur noch unser Gerät benutzen
Als Alternative wurde „großzügigerweise“ ein schrecklicher Spezialreceiver als Leihgerät angeboten, der nur mit Nachteilen auf sich aufmerksam machte:
- Ursprünglich verfügte das Gerät über keinerlei oder später eine nur völlig unzureichende Festplatte (160 GB). Die einzige für HD ausreichend dimensionierte Aufnahmemöglichkeit stellte eine extra teure, zusätzlich angebotene 2-TB-Festplatte dar (ebenfalls Leihgerät).
- Diese konnte nicht eingebaut werden, sondern wurde unter den Receiver montiert. Dadurch waren die Geräte viel zu groß und unhandlich.
- Die Leihgebühren waren zu hoch. Eine Leihe mit zusätzlicher Festplatte kostete mehr als der Kauf eines technisch ausgereifteren, aktuelleren Festplattenrecorders gleicher Größe vom freien Markt. Hier wurde Abzocke mit zahlenden Kunden betrieben und das selbst geschaffene Monopol ausgenutzt.
- Für Sky Anytime blieb grundsätzlich die Hälfte des Festplattenspeichers reserviert, auch wenn die Funktion deaktiviert wurde. In diesem Fall hatte man eine effektive Kapazität von 1 TB zum Preis von 2 TB geliehen.
- Handelsübliche Festplatten konnten nicht angeschlossen werden. Dadurch wurde eine Sicherung der Aufnahmen unmöglich gemacht. Im Falle eines Defektes, eines notwendigen Plattentausches oder spätestens bei Beendigung des Abos gingen also unweigerlich alle gespeicherten Daten verloren.
- Die Geräte waren üble Stromfresser. Wer Sky Anytime nutzen wollte, musste den Receiver die ganze Nacht über Inhalte aus dem Internet laden lassen. Es gab keine Beschränkungsmöglichkeiten durch den Nutzer, z. B. auf seine Interessengebiete. Ein Großteil der Downloads erfolgte dementsprechend völlig umsonst, weil die betreffenden Inhalte gar nicht genutzt wurden. Zum Glück ließ sich die Funktion wenigstens im Ganzen deaktivieren, aber der Stromverbrauch blieb trotzdem zu hoch.
- Es wurden per Voreinstellung Werbescreens nach dem Starten des Receivers angezeigt.
- Sky hatte über diese Geräte die Möglichkeit, Kunden zu überwachen, zu kontrollieren und laut AGBs sogar nach Belieben einzuschränken. So konnten jederzeit ungefragt Updates eingespielt und Inhalte entfernt werden. Aber auch der Spionage und dem Erheben von Nutzerdaten stand nichts im Wege (dazu später mehr).
- Weitere Nachteile, gerade was Qualität und Bedienung anbelangt, finden sich in diesem Facebook-Post zusammengefasst. Sie würden den Rahmen dieses Artikels sprengen.
(Hinweis: Diese Nachteile wurden persönlich nicht getestet, da ich dieses Gerät nie besessen habe.)
Zwangshochzeiten sind doch verboten – oder?
Schon kurze Zeit später warf ein weiteres Großereignis seine Schatten voraus. Gerüchte kursierten von einer „Hochzeit“, aber diesmal waren keine Königskinder oder sonstige Prominente involviert. Vielmehr verheiratete Sky nach und nach die Smartcards mit den entsprechenden Empfangsgeräten (der Fachbegriff dafür lautet Pairing). Die Karte konnte fortan nur noch an der IP-Adresse betrieben werden, für die sie ihre Freischaltung erhalten hatte. Damit sollte das illegale Cardsharing (Verteilung von Decoderschlüsseln und gleichzeitige Verwendung einer Karte in mehreren Receivern) verhindert werden. Leider traf diese Änderung wieder viele ehrliche Nutzer. Konnte man vorher noch problemlos zwischen mehreren Empfangsgeräten im Haushalt hin und her wechseln, mussten plötzlich teure Zweitkarten bestellt werden.
Hacker und Schwarzseher sind ohne Frage für Sky ein großes Problem. Dass man dem einen Riegel vorschieben will, ist verständlich. Solche Übeltäter lassen sich aber nur kurz ausschließen und finden immer wieder einen Weg. Jede neue Verschlüsselung ist nur eine Herausforderung und kurze Zeit später geknackt. Effektiv schadet das „Wettrüsten“ immer nur den ehrlichen Kunden, die unter Generalverdacht stehen und sich deshalb immer neue Schikanen gefallen lassen müssen. Außerdem dürfen sie den Ausbau der nächsten „Rüststufe“ mit ihren Gebühren auch noch mitfinanzieren. Irgendwann lassen sich bislang unbescholtene, zahlende Kunden nicht weiter einschränken und greifen ebenfalls auf Hackhard- oder -software zurück. Sky schießt sich letzten Endes mit seinen Sicherungsmechanismen ins eigene Knie.
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