Aus den Augen, aus dem Sinn – aber nicht aus der Welt

Müll direkt hinter einem Schild "Rastplatz sauber halten"
Provokative Müllablagerungen auf einem Rastplatz (Urheber: Andreas Blecher, Quelle: Wikipedia)

Kleinbürger macht auch Müll, und dieser nimmt in letzter Zeit durch Einwegartikel und den Verpackungswahnsinn drastisch zu. Leider sind immer mehr Mitmenschen offenbar nicht willens, ihre Abfälle ordnungsgemäß zu entsorgen. Wer mit offenen Augen durch die Gegend läuft, der stößt immer wieder auf Müllablagerungen, die nicht (nur) aus zufällig angewehten Stücken bestehen können. Viele Hinterlassenschaften werden aus Faulheit einfach nicht weggeräumt oder gar mutwillig in die Gegend geworfen. Die Palette reicht von Getränkebechern, Flaschen, Weißblechdosen und anderen Verpackungen über Zigarettenkippen und Kaugummis bis hin zu versifften Taschentüchern, benutzten Kondomen und Windeln oder Tüten mit Hundekot und anderen Scheußlichkeiten. Diese Vermüllung stinkt im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel.

Hässlicher unsere Städte und Dörfer
Müllhaufen aus Dosen, Zigarettenschachteln und Plastikverpackungen
Müllhaufen (Urheber: MabelAmber, Quelle: Pixabay)

In unserem teilweise hektischen Alltag wird das Essen gern mal zur Nebensache. In Schnellrestaurants und an Imbissbuden gibt es alles auch „to go“. Der Kaffee wird auf dem Weg zur Bahn geschlürft, Kinder freuen sich über eine Schale Pommes oder eine Cola. Die dazugehörigen Verpackungen werden leider oft nicht bis zum nächsten Mülleimer mitgenommen, sondern landen einfach direkt auf dem Boden. Auch Bierflaschen, ausgelesene Zeitungen, Zigarettenpackungen und -kippen werden nach der Benutzung häufig an Ort und Stelle liegen gelassen. Solcher Bequemlichkeitsmüll verschandelt Bürgersteige, Parks und Spielplätze gerade in den Innenstädten und liegt mitunter sogar provokativ in direkter Nähe eines Papierkorbs herum.

Einigen Mitbürgern scheint es eine unglaubliche Mühe zu bereiten, Müll auch nur wenige Meter mitzuschleppen. Dies lässt sich auch in öffentlichen Verkehrsmitteln feststellen, in denen herumrollende und dabei auslaufende Getränkedosen oder -flaschen und mit Essensresten beschmutzte Sitze ein besonders widerliches Ärgernis darstellen. In vielen Bussen, S-, U- und Straßenbahnen sind Essen und Trinken aus gutem Grund untersagt. Anderorts machen Nahverkehrsunternehmen immer wieder mit Werbeaktionen auf die Müllprobleme aufmerksam, mit nur mäßigem Erfolg.

Wenn du Ballast abwerfen willst, fahren wir dich gern zum nächsten Mülleimer. Wenn du schlemmen willst, fahren wir dich gern zur Pommesbude. Anti-Vermüllungs-Werbung der Dresdner Verkehrsbetriebe.
Anti-Vermüllungs-Kampagne der Dresdner Verkehrsbetriebe (Urheber: DVB)

Besonders schlimm sind schöne und warme Tage. Nach so manchem Picknick oder Grillabend wird der komplette entstandene Müll einfach zurückgelassen. Gerade die Strände, Wiesen und Parks bedürfen nach schönen Tagen häufig einer großflächigen Reinigungsaktion. Vielleicht verwirren hier die Begriffe Einweggrill, -geschirr und -besteck. Diese bedeuten keinesfalls, dass man sich nicht um das Aufräumen und Entsorgen dieser Umweltfrevel kümmern muss.

Weil immer wieder über einen Mangel an Entsorgungsmöglichkeiten vor Ort geklagt wird, haben viele Städte schon nachgerüstet. Aber anstatt dass der herumliegende Abfall weniger wurde, verschärfte sich das Problem mitunter sogar noch. Ursache war, dass Bürger vermehrt ihren eigenen Hausmüll in den Papierkörben entsorgten, um Kosten zu sparen. Mancherorts sind die Behälter schon zwei Stunden nach Leerung wieder mit Müllsäcken vollgestopft. Dies scheint zum Teil ein so akutes Problem zu sein, dass Haushalte mit geringem Müllaufkommen in Generalverdacht geraten und erhöhte Gebühren wegen vermuteter illegaler Entsorgung zahlen sollen. Dies ist besonders bitter, wenn man sich stets darum bemüht, möglichst wenig Abfall entstehen zu lassen (eigene Erfahrungen).

Wegen der enormen Aufräumkosten, die all die Hinterlassenschaften verursachen, setzen viele Städte in letzter Zeit verstärkt Mülldetektive ein, die die Verursacher aber auf frischer Tat ertappen müssen. Dies scheint zumindest statistischen Erfolg zu haben, denn die Anzahl der verhängten Bußgelder nimmt vielerorts zu. In Dresden verdoppelte sie sich z. B. von 2016 zu 2018 auf 1.439 Fälle. Geldstrafen sind durchaus ein guter Anfang. Besser wäre allerdings noch die Erweiterung der Strafen um ein erzieherisches Element, denn das Aufräumen eines widerlich vermüllten Parks kann eine sehr heilsame Wirkung haben.

Die Natur ist keine Müllhalde!

Leider ist der Vermüllungstrend nicht nur auf die Innenstädte beschränkt. Auch in der Natur benehmen sich manche wie die sprichwörtliche Axt im Walde. Dabei wollen wir uns doch eigentlich alle bei Spaziergängen an unberührter Natur erfreuen und nicht auf Schritt und Tritt über Müll stolpern. Es scheinen aber leider nicht nur Naturliebhaber unterwegs zu sein. Was treibt Wanderer dazu, ihren Müll einfach mitten auf dem Weg fallen zu lassen oder am Wegesrand zu drapieren? Aus den Augen, aus dem Sinn, so scheint das Motto einiger Spaziergänger zu lauten. Leider verschwindet dieser Müll aber nicht einfach aus der Welt. Er stellt eine Gefahr für die Umwelt (siehe unten) und ein Ärgernis für alle nachfolgenden Wanderer dar. Aber vielleicht verlassen sich viele Faulpelze auch darauf, dass schon irgendjemand kommen und sich um ihren Müll kümmern wird.

Im Wald findet man gelegentlich auf wilden Müllkippen auch sperrige Gegenstände, deren korrekte Entsorgung dem Übeltäter wohl zu kostspielig oder umständlich war. Autoreifen, Fahrräder, Kühlschränke, Dachpappe oder gar asbestverseuchter Bauschutt verrotten ungeschützt in der Natur und vergiften Pflanzen, Tiere und den Boden. Leider gibt es auch einige große Fische, die mit schlechtem Beispiel vorangehen. Die Rede ist von Müllhändlern oder Unternehmen, die aus Kostengründen ihren Müll in großen Mengen illegal in der Umwelt abladen.

Müll direkt hinter einem Schild "Rastplatz sauber halten"
Provokative Müllablagerungen auf einem Rastplatz (Urheber: Andreas Blecher, Quelle: Wikipedia)

Schlimm sieht es auch in der Nähe von Straßen und Bahngleisen aus. Echte Müllsünder schrecken nicht davor zurück, ihren Unrat einfach aus dem Auto- oder Bahnfenster zu werfen. Anstatt den Abfall zu sammeln und am nächsten Rastplatz oder gleich zu Hause korrekt zu entsorgen, landet alles auf dem Seitenstreifen oder im Wald: Kaugummis, benutzte Taschentücher, mit anderem Müll gefüllte Fast-Food-Tüten, Weißblechdosen, Glasflaschen und natürlich Zigarettenkippen, die sich so schön wegschnippen lassen. Wen interessieren schon die Trockenheit und die ausgerufene Waldbrandstufe? Bis etwas passiert, ist man sowieso schon ein ganzes Stück weitergefahren.
Allein in Nordrhein-Westfalen werden jährlich 16.000 Tonnen solchen Kleinstmülls an Autobahnen bzw. Land- und Bundesstraßen eingesammelt. Seine Beseitigung kostet Millionen, laut Berechnung der TU Darmstadt etwa 9.000 Euro je Straßenkilometer. Hier müssen unser aller Steuergelder in die Hand genommen werden, die an anderen Stellen viel sinnvoller eingesetzt werden könnten.

Die Bequemlichkeit vieler Autofahrer hat inzwischen dazu geführt, dass mancherorts sogenannte Müllfangkörbe installiert wurden. Diese sollen analog zur berühmten Fliege im Pissoir zum Zielwurf animieren. Solche Maßnahmen helfen aber nur bei lokalen Übeltätern, die genau wissen, wo sich derartige Installationen befinden. Außerdem müssen sie entsprechend gestaltet werden, um den vorbeifahrenden Müllwerfer nicht zu überfordern, denn Fehlwürfe würden wieder zu herumliegendem Abfall führen. Am Ende wird evtl. ein noch größeres Problem verursacht, wenn sich Mitbürger an Korbwürfen versuchen, die sonst keinen Müll zurücklassen würden. Ich persönlich halte dies für die falsche Lösung, da die Unsitte des Müllwerfens damit von offizieller Seite unterstützt und scheinbar legitimiert wird.

Was soll all der Terz? Das bisschen Müll kann doch kein Problem sein.

Noch einmal zur Klarstellung: Vermüllung („Littering“) ist eine Ordnungswidrigkeit und kann bei Kleinmüll je nach Bundesland, Art und Menge bis zu 250 Euro Bußgeld nach sich ziehen. Für Gefahrstoffe, Sperrmüll und große Mengen an Unrat können die Strafen auch über 1.000 Euro liegen (siehe Bußgeldkatalog). Wer renitent und unbelehrbar ist, der kann in der Regel mit einem nochmals erhöhten Bußgeld rechnen.
Was viele nicht wissen: Auch ausgespuckte Kaugummis und auf die Straße oder in den Rinnstein geworfene Zigarettenkippen sind kein Kavaliersdelikt und werden inzwischen mit bis zu 100 Euro Strafe geahndet. Zu Recht, denn gerade in letzteren befinden sich viele giftige Stoffe wie Arsen, Blei, Cadmium, Formaldehyd und Benzol, um nur einige wenige zu nennen.

Aus einer Ordnungswidrigkeit kann u. U. sogar eine Straftat werden, wenn durch Wurfgeschosse jemand verletzt wird. Geschehen ist dies z. B. Anfang November 2019 auf dem Bahnhof in Kamen (Nordrhein-Westfalen). Dort flog eine leere Glasflasche aus einem durchfahrenden Zug und verletzte ein zweijähriges Mädchen schwer, das zum Glück wieder wohlauf ist. Der Täter war wohl zum Tatzeitpunkt alkoholisiert und hat sich kurze Zeit später selbst gestellt.

Es handelt sich bei herumliegendem Abfall keinesfalls nur um ein ästhetisches Problem, dass man einfach ignorieren und ausblenden kann. Die Vermüllung hat drastische ökologische Folgen und am Ende sogar Auswirkungen auf die Gesundheit jedes Einzelnen.

  • Alles, was auf dem Boden landet, ist der Witterung ausgesetzt. Flüssigkeitsreste, Rostpartikel von Schrottteilen und ausgewaschene Chemikalien dringen ins Erdreich ein, werden von Tieren aufgenommen und belasten das Grundwasser. Da nicht alle Schadstoffe restlos ausgefiltert werden können, gelangen einige am Ende über das Trinkwasser sogar in unsere Körper.
  • Leichte Kunststofftüten und andere Verpackungen werden vom Wind weggetragen, landen irgendwann in Gewässern und tragen damit zur Vermüllung der Weltmeere bei.
  • Unachtsam weggeworfene Kaugummis können 5 Jahre in der Natur überdauern. Wenn Vögel und Kleintiere sie für Nahrung halten und verschlucken, besteht die Gefahr, dass diese die Mägen verstopfen, da sie wie andere Kunststoffe nicht verdaut werden können. Die Tiere müssen dann jämmerlich verhungern.
  • Über die Giftstoffe in Zigaretten habe ich oben schon etwas geschrieben. Ein einziger weggeworfener Stummel verseucht allein 40 Liter Grundwasser! Es dauert 10 bis 15 Jahre, bis ein Zigarettenfilter vollkommen zersetzt ist. In der Zwischenzeit stellen die Überreste eine Gefahr für Tiere, Pflanzen und sogar spielende Kinder. Die Giftmenge eines Zigarettenfilters kann ein Kleinkind das Leben kosten. Umso erschreckender ist es, dass sich in Sandkästen immer wieder Zigarettenstummel ansammeln.
  • Papierartikel, sollte man meinen, sind schnell abgebaut, aber vieles ist heutzutage beschichtet. Daher kann es mehrere Jahre dauern, bis ein normales Taschentuch oder eine Zeitung verrottet. Ähnlich verhält es sich mit den Schalen von tropischen Früchten wie Bananen oder Orangen. Von diesen geht durch die Belastung mit Spritzmitteln und Pestiziden noch eine weitere Umweltgefahr aus.
  • Anorganische Feststoffe verrotten im Allgemeinen sehr langsam bis gar nicht. Getränkedosen brauchen 80 bis 200 Jahre bis zum vollständigen Abbau, Alufolie sogar bis zu 700 Jahre. Glas wird überhaupt nicht zersetzt und bleibt nahezu ewig bestehen, man geht von mindestens 4000 Jahren aus. Die weit verbreitete PET-Flasche ist in schätzungsweise 450 Jahren abgebaut. Das Umweltbundesamt vertritt sogar die Ansicht, dass Kunststoff überhaupt nicht verrottet. Durch Mikroorganismen und natürliche Erosion wird es zwar immer weiter zerkleinert, doch es verschwindet nicht vollständig. Als unsichtbares Mikroplastik landet solcher Abrieb aber nicht nur im Grundwasser, sondern kann sogar eingeatmet werden.

Wenn immer mehr Menschen sich nicht um ihren Müll kümmern, dann wird die Gesamtmenge an schlecht abbaubaren Materialien für die Umwelt zu einem ernsten Problem. Und jeden Tag kommen neue Abfälle dazu.

Ergänzung vom 23.10.2022: Die Vermüllung bringt auch finanzielle Nachteile für jeden einzelnen mit sich. Steuern, Eintrittspreise für Bäder, Festivals und Konzerte, Parkgebühren und Bahntickets – jeder stöhnt über die ständigen Verteuerungen an allen Ecken. Dass an diesen aber auch die Kosten für das Müllnachräumen ihren Anteil haben, ist vielen Müllsündern wahrscheinlich gar nicht bewusst. Laut Morgenpost gibt die Bahn allein in Berlin für die Gleisreinigung eine halbe Million Euro jährlich aus. Diese größtenteils durch die händische Beräumung von Unrat und Sperrmüll entstehenden Kosten werden über die Ticketpreise an die Kunden weitergegeben.
Zudem werden immer öfter frei zugängige öffentliche Plätze zeitweise oder gar dauerhaft abgesperrt, um eine ständige Vermüllung zu vermeiden. Insbesondere betrifft dies kostenfreie oder -günstige Parkflächen, die in den Innenstädten sowieso sehr knapp geworden sind. An vielen Supermärkten herrscht inzwischen außerhalb der Öffnungszeiten Parkverbot, wobei die Verschmutzung der Flächen über Nacht häufig als Grund angegeben wird.
Ein aktuelles Beispiel, bei dem wir uns an den entsprechenden Stellen kundig gemacht haben, möchten wir hier noch ergänzen. Es gibt in unserer näheren Umgebung ein Freibad mit einem privaten Parkplatz, der in der Nebensaison immer frei zugängig war. Da dort auch Wertstoffcontainer stehen, wurde die Fläche in den letzten Jahren aber dazu missbraucht, dort Müll und Grünschnitt abzuladen. Die Betreiber sahen sich letztendlich genötigt, die Zufahrt mit einem abschließbaren Tor zu versperren, um diese Umtriebe zu unterbinden. Die Entscheidung ist verständlich, da die Entsorgung des fremden Mülls jedes Jahr unnötigerweise Zeit und Geld verschlingt. Jetzt steht eine weitere große Parkfläche halbjährlich leer und ungenutzt herum, während sich die parkenden Autos an den umliegenden Straßen drängen.
Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie einige wenige Unverbesserliche mit ihrer Unvernunft, ihrer Faulheit oder einfach, um kurzfristig ein paar Euro zu sparen, selbst dafür sorgen, dass die Parkplatzverknappung, -verteuerung oder -monetarisierung noch schneller vorangetrieben wird.

Ursache der Müllignoranz

Die meisten aufgeklärten Vermüllungsdelikte werden laut Statistiken von jungen Erwachsenen im Alter von 21 bis 30 Jahren begangen. Die am häufigsten genannten Gründe waren Bequemlichkeit, Faulheit und Gleichgültigkeit. Doch warum ist das so? Warum sind heute so viele der Meinung, sich nicht mehr um ihren Abfall kümmern zu müssen? Warum lassen manche Menschen, obwohl sie ihre Wohnung peinlichst in Schuss halten, außerhalb der eigenen vier Wände auf einmal allen Ordnungssinn fallen und missbrauchen das Gemeingut als Müllkippe?

Eine psychologische Erklärung liefert die sogenannte „Broken-Windows-Theorie“ (Theorie der zerbrochenen Fenster): Eine eingeschlagene Fensterscheibe an einem leer stehenden Haus, die nicht schnell repariert wird, führt häufig dazu, dass bald alle Fensterscheiben eingeschlagen sind. Im weiteren Sinne werden Unordnung, Verwahrlosung und herumliegender Abfall häufig zum Selbstläufer. Der zumindest gefühlte Verlust an Autorität und öffentlichem Interesse animiert zu weiteren Müllsünden. Wenn es doch sowieso schon schlimm aussieht, dann stört ein bisschen mehr Unrat sicher auch nicht. Die angenommene Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und Faulheit von Stadt und Staat überträgt sich auf die Bürger, die sich nicht mehr um ihr Umfeld kümmern und ihren Verantwortungsbereich nur noch auf die eigene Wohnung beschränken.

Ein leer stehendes Haus mit zerbrochenen Fenstern und zugemülltem Grundstück
Ein leer stehendes Haus mit zerbrochenen Fenstern und zugemülltem Grundstück (Foto: GehtSoGarNicht)
Was können wir tun?

Wir haben größtenteils selbst in der Hand, was mit unserem eigenen Müll passiert. In erster Linie heißt das: nichts achtlos liegen lassen oder auf den Weg werfen, auch keine vermeintlich harmlosen Papiertaschentücher, Kaugummis, Obstreste oder Zigarettenkippen. Wenn Abfall unbeabsichtigt auf dem Boden landet, dann sollte man sich danach bücken. Die von Eltern gern gepredigte Regel, dass auf der Straße liegende Dinge nicht aufgehoben werden dürfen, kann und muss in diesem Fall ignoriert werden.

Papierkörbe sind nicht zur Dekoration da und auch nicht für die Befüllung mit Hausmüll oder zum Frustabbau gedacht. Sie sollten benutzt werden, um unterwegs anfallende Abfälle loszuwerden, auch wenn es vielleicht einen kleinen Umweg erfordert. Wenn es in der Nähe keine Entsorgungsmöglichkeiten gibt, muss man den Müll nicht unbedingt in der Hand behalten, was durchaus eklig sein kann. Hier hilft ein kleines Tütchen weiter (z. B. eine einfache „Hemdchentüte“ aus der Gemüseabteilung des Supermarkts, gern aber auch eine ökologisch sinnvollere Variante), das man für den Notfall immer in seiner Tasche haben sollte. Wer partout keinen Papierkorb findet, kann den Abfall so auch mit nach Hause nehmen und dort entsorgen.

Sperr- und Sondermüll gehört auf keinen Fall in den Wald. Auch wenn die Entsorgung kostet und vielleicht nicht jederzeit möglich ist: ab zum Wertstoffhof oder zur Schadstoffsammlung damit.

Herumliegender Müll sollte zum Aufräumen animieren, nicht zur weiteren Vermüllung. In jeder größeren Stadt und auch auf dem Land finden immer wieder Aufräumaktionen statt, an denen man sich beteiligen kann und sollte. Hier sei beispielhaft auf Let’s Clean Up Europe verwiesen. Über diese Initiative wurden allein 2019 in Deutschland von etwa 90000 Teilnehmern über 535 Tonnen Müll eingesammelt.

Mit der App müllweg.de kann jeder etwas zur Sauberkeit in der Öffentlichkeit beitragen, auch ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Einfach mit dem Smartphone ein Foto von entdecktem Unrat machen und mit Ortsangabe der zuständigen Behörde melden.

Müllsünder sollten direkt angesprochen und zum Aufräumen animiert werden, auch wenn man mit patzigen Antworten rechnen muss. Die meisten Menschen sehen ihre Fehler aber ein, wenn sie aus der Anonymität gerissen werden.

Der beste Müll ist aber letztendlich der, der gar nicht erst entsteht. Schon beim Einkauf lässt sich unnötiger Abfall durch Nutzung von Mehrwegnetzen oder -tüten und Kauf von unverpackter Ware (z. B. in Unverpackt-Läden) vermeiden. Außerdem sollte man sich nicht von Rabattangeboten locken lassen, sondern nur das kaufen, was man auch wirklich benötigt.

Weiterführende Artikel

Mülltrennung – Chaos statt Logik
(Plastik-)Freiheit für Obst und Gemüse!
Wenn die Weltmeere im Müll ertrinken…
Zwischen Kult und Kommunismus – Kuba und der Müll

Quellen

BUND – Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland
Umweltbundesamt
MDR – Artikel über die Entsorgung von Hausmüll in öffentlichen Papierkörben und entsprechende Gegenmaßnahmen
AutoBild – Artikel zu den Strafen für Vermüllungsdelikte
Süddeutsche Zeitung – Artikel zum Whiskyflaschenvorfall von Kamen
Augsburger Allgemeine – So lange braucht unser Abfall, um in der Natur zu verrotten
Kriminologie-Lexikon Online – Artikel zur Broken-Windows-Theorie

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