Bereits vor einigen Jahren haben wir uns in einem Beitrag ((K)ein guter Rutsch ins neue Jahr) mit den zahlreichen negativen Auswirkungen von Silvesterfeuerwerk auseinandergesetzt – insbesondere mit der problematischen exzessiven privaten Nutzung. Doch bedauerlicherweise hat sich seitdem wenig geändert: Ein Böllerverbot oder zumindest wirksame Einschränkungen sind bis heute nicht in Sicht. Es darf weiterhin unbegrenzt privat geböllert werden, auch schon weit vor und nach dem eigentlichen Silvesterabend. Der Jahreswechsel war auch 2024/25 wieder geprägt von dicker, stinkender Luft, Müllbergen, Chaos, Zerstörungen, unzähligen Verletzten und leider auch einigen Toten.
Man hat sogar den Eindruck, dass sich die Situation in den letzten Jahren noch verschlimmert hat. Denn es kommen vermehrt Kugelbomben zum Einsatz, die im Ausland gekauft wurden und eine enorme Sprengkraft der Kategorie F4 haben. Zum Vergleich: Frei verkäufliches Feuerwerk ist (mit Ausnahme von Wunderkerzen und Tischfeuerwerk) in Kategorie F2 eingestuft. In Deutschland dürfen nur Pyrotechniker die extremen Böller erwerben und benutzen. Denn durch deren falsche Anwendung können Brände entstehen, Fensterscheiben zu Bruch gehen und Wohnungen gar unbewohnbar werden. Wie Beispiele aus diesem Jahr zeigen, kann man nicht nur sich selbst, sondern auch Unbeteiligte mit solchen illegalen Knallkörpern schwer verletzen. Bei einigen selbsternannten Pyrotechnikexperten endete der vermeintliche Böllerspaß auch 2024/25 tragischerweise wieder tödlich.
Drastische Geld- (bis zu 50.000 Euro) oder Freiheitsstrafen (bis zu 3 Jahre) für den Besitz, die Weitergabe oder den Einsatz von nicht geprüften und zugelassenen Böllern scheinen nicht genügend abzuschrecken. Das liegt zum großen Teil daran, dass die Sicherheitskräfte für dieses Silvesterchaos völlig unterdimensioniert sind. Die Polizei war auch dieses Jahr wieder sichtlich überfordert und konnte dem Treiben meist nur tatenlos zusehen. Täter konnten nur selten ermittelt werden. Im Gegenteil, mancherorts wurden die Polizisten sogar selbst zum Opfer von gezielten Böllerangriffen.
Die Reaktionen auf das Chaos: Kommt jetzt ein Böllerverbot?
Wie jedes Jahr entbrennt im Nachhinein wieder die Diskussion über ein Böllerverbot. Wie in den vergangenen Jahren sind solche Reaktionen aber wie ein Strohfeuer und schon kurz nach Neujahr wieder vergessen. Obwohl zahlreiche Argumente gegen Privatfeuerwerk sprechen, lehnt die Politik ein Verbot erwartungsgemäß ab. Diese Entscheidung ist in gewisser Weise nachvollziehbar, da für die gesetzliche Durchsetzung deutlich mehr Personal erforderlich wäre. Außerdem befürchtet man, dass ein generelles Böllerverbot nicht den gewünschten Effekt hat und eher zu noch mehr illegaler Böllerei führt. Dieses Argument wird jedoch durch positive Beispiele aus dem Ausland, etwa Frankreich und Australien, zunehmend entkräftet. Dort ist privates Feuerwerk seit Jahren verboten, und dies hat zu einer deutlichen Reduktion von Bränden und Verletzungen geführt. Es ist zu vermuten, dass bei den überstürzten Absagen aus unserer Politik auch die Feuerwerksindustrie ihre Hände im Spiel hat. Denn sie würde durch ein generelles Böllerverbot am meisten verlieren.
Doch nicht nur in Regierungskreisen, auch in der Bevölkerung existieren geteilte Meinungen zu diesem Thema. Sicher zählen die Unbelehrbaren, die Silvester mit den Chaostagen verwechseln und die Zerstörungen, Müll, Smog und sogar Verletzungen billigend in Kauf nehmen, immer noch zu den Minderheiten. Aber neben den Verfechtern von Tradition und persönlichen Freiheiten gibt es auch immer mehr Mitbürger, denen zumindest die maßlose, exzessive Böllerei missfällt. Und das sind weit mehr als nur Klimaschützer! Denn mancherorts kann man sich ohne Gefahr für Leib und Leben zu Silvester nicht mehr auf die Straße trauen. Und auch die Sicherheitskräfte, die immer öfter direkten Angriffen mit Feuerwerkskörpern ausgesetzt sind, haben inzwischen endgültig genug. Deshalb laufen zurzeit mehrere Petitionen, die ein generelles Böllerverbot fordern (Bundesweites Böllerverbot, jetzt!, #Böllerciao), und die aktuell auch einen regen Zulauf erfahren.
Fazit
Es bleibt trotz allem unwahrscheinlich, dass es zu einem generellen Böllerverbot kommt, da die Politik es aktuell für nicht umsetzbar hält. Ein möglicher Kompromiss könnte jedoch darin bestehen, entschiedener gegen die illegale Böllerei vorzugehen. Hierfür müssten die Einsatzkräfte verstärkt und die Einfuhr von illegalen Feuerwerkskörpern – insbesondere im Onlinehandel – strenger kontrolliert werden. Zudem könnte man für privates Feuerwerk spezielle Böllerplätze schaffen, die abseits von Wohngebieten liegen. Es wäre auch denkbar, den öffentlichen Verkauf der Pyrotechnik einzuschränken, etwa durch die Einführung einer Mengenbegrenzung pro Person. Von Kommunen organisierte Feuerwerke stellen ebenfalls eine sinnvolle Alternative dar, da sie von Fachkräften sicher abgebrannt werden und im Rahmen bleiben. Man sollte jedoch darauf achten, dass die Besucher zu solchen Veranstaltungen keine eigenen Feuerwerkskörper mitbringen können.
Weiterführende Artikel
(K)ein guter Rutsch ins neue Jahr
Quellen
Bundesministerium des Innern – Informationsblatt für den Umgang mit Silvesterfeuerwerk
Tagesschau – Debatte um „Kugelbomben“: Immer mehr Sprengkraft – mit verheerenden Folgen
Deutschlandfunk – Was sind Kugelbomben und warum sind sie so gefährlich?
RedaktionsNetzwerk Deutschland – In diesen Ländern ist das private Feuerwerk bereits untersagt
RedaktionsNetzwerk Deutschland – Feuerwerksindustrie gegen Böllerverbot: „Würde das Problem nicht beheben“
Web.de – Petitionen für Böllerverbot immer erfolgreicher
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